Sonntag, 17. Juni 2012

Vergewaltigungen an Deutschen durch Russen ende des 2. Weltkrieges - richtig oder nicht?

Ende des 2. Weltkrieges spielte die Nazi-Propaganga Vergewaltigungen an Deutschen durch die Russische Armee hoch; Auch heute wird dies noch von Ostpreussen oder Rechts-Konservativen oft als Argument benutzt. Aber war dies wirklich so schlimm? Zwei Punkte müssen bei der Betrachtung dieser Vorfälle gesehen werden:

  1. Die SS-Einheiten hatten von Anfang des 2. Weltkrieges an planmässig im eroberten Hinterland hinter der Front auf Anordnung vergewaltigt. Dabei waren getreu der Nazi-Rassedoktrin hübsche junge Frauen als Kartei geführt und auf oberste Anordnung von ausgesuchten Nazis vergewaltigt worden. Neben der Ausführung der Rasse-Doktrin hatte dies auch eine strategische Komponente: Durch die Blitzkriegs-Strategie war das eroberte Hinterland nicht von gegnerischen Truppen gesäubert worden; Die gegnerischen russischen Truppen hatten sich größtenteils in die Wälder zurückgezogen, wo sie auf Befehle warteten. Vergewaltigungen an der Zivilbevölkerung durch Deutsche war da ein beliebtes Mittel, diese aus den Wäldern herauszulocken und in Fallen zu locken. Rache für diese Methode war Ende des 2. Weltkrieges daher zu befürchten, zumal fast jeder Russe eine Verwandte hatte, die von den Deutschen vergewaltigt worden war.
  2. Dies war aber nicht der Hauptgrund für die Vergewaltigungen durch Russen. Der Hauptgrund war der innere Zustand der russischen Armee ende des 2. Weltkrieges. Die ehemals unter dem Zaren existierende Paradearmee was unter Lenin und später Stalin Stück für Stück verwahrlost; Insbesondere die stalinistischen Säuberungsaktionen waren dabei das letzte Puzzle, das die Armee zu Beginn des 2- Weltkrieges bis zur Einsatzunfähigkeit verwahrlosen lassen hatte. Dabei muss man berücksichtigen, dass dann noch der europäische Teil Russlands durch die ersten Kriegsjahre bis 1943 sehr viel stärker in der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Struktur zerstört worden war als man zugeben konnte; Der Teil westlich des Ural lag am Boden, Flüchtlingsströme wanderten Richtung Osten und waren auf das Wohlwollen der asiatischen Russen angewiesen. Der Widerstand konnte fast nur noch vom asiatischen Teil Russlands aus organisiert werden. Dadurch wuchs der Einfluss der unzivilisierten asiatischen Russen deutlich an, denen ein Völkerrecht oder Menschenrecht unbekannt waren in der Kriegsführung. Stalin selbst kämpfe in dieser Situation um das politische Überleben und fürchtete die Machthaber dieser östlichen Sowietrepubliken, deren Einwohner und deren Waren die neuen Armeen bildeten. Diese neuen Armeen waren so ungeordnet, dass sie praktisch bis zum Marsch auf Berlin keine wirkliche gemeinsame Front bilden konnten; Man kann sich diese Truppen als verwahrloste Haufen vorstellen, die sich wie die Deutschen selbst im Land versorgten (plünderten) und hauptsächlich einen sehr ungeordneten Krieg gegen marodierende SS-Truppen führten, um reguläre deutsche Truppen überhaupt zu zwingen, sich zum Kampf zu stellen. Vergewaltigen, Plündern und Brandschanzen gehörte zur üblichen Kriegsführung dazu; Das war auf russischen Boden genauso wie später auf deutschem Boden, nur dass sich die deutsche Propaganda bei Kriegsende besonders die Vergewaltigungen im Osten hervorhob und als Argument benutzen wollte in der Hoffnung, die Alliierten noch kurz vor Kriegsende entzweien zu können und gemeinsam mit den Amerikanern gegen Russland in den Krieg ziehen zu können.
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  3. Im übrigen stammen die Darstellungen von Vergewaltigungen von Russen an Deutschen, die vor allem in Ostdeutschland vorherrschen, noch auch der Nazi-Propaganda kurz vor Kriegsende und sind praktisch kaum zahlenmäßig belegt.

    Offizielle Zahlen über Vergewaltigungen nach Kriegsende wurden 1950 veröffentlicht ohne grosse Resonanz in der Presse. Dabei ging es um Statistiken von Abtreibungsanträgen mit der Begründung "Vergewaltigung" nach Kriegsende. Bei diesen Statistiken zeigte sich vor allem auch die Kehrseite des "Frauleinwunders" in der amerikanischen Zone. In diesen Statistiken lagen die amerikanische Zone und die sowietische Zone etwa gleichauf bei gemeldeten Vergewaltigungen pro 1000 Einwohner. Am wenigsten Vergewaltigungen wurden in der englischen Zone gemeldet; Am meisten Vergewaltigungen in der französischen Zone. Die Gründe der Probleme in der französischen Zone waren dabei das zuvor besonders schlechte Benehmen deutscher Besatzungssoldaten in der französischen Zone. Dabei war in der deutschen Wehrmacht offenkundig eine Art Belohnungssystem für verdiente Soldaten ausschlaggebend, in dem Versetzungen nach Frankreich, insbesondere Paris, sehr beliebt waren; Als schlimmste Strafe galt dabei die Versetzung an die "Ostfront". Entsprechend wurden oft die schlimmsten deutschen Soldaten nach Frankreich versetzt. Frankreich hatte dabei auch einen Ruf sexueller Freiheit bei den Soldaten, zumal gerade in Paris sehr viele gebildete, vornehme und gutaussehende Frauen den Deutschen schutzlos ausgeliefert waren und die sexuellen Übergriffe von der Bevölkerung als besonders demütigend empfunden wurden. Entsprechend war besonders die Rache der Franzosen nach Kriegsende markant: Schon in Frankreich wurden den ehemaligen Geliebten von deutschen Soldaten öffentlich die Haare abgeschnitten. 


4 Kommentare:

  1. Danke für diese Darstellung, die rechtspopulistische Realitätsverdrängung in diesem Thema ist ja seit der Wiedervereinigung wieder salonfähig und hat auch schon in Wikipedia seinen Wiederhall gefunden.

    Ich gehörte damals auch eher zu den untenstehenden in der nationalsozialistischen Hackordnung. In der Zeit meiner Kriegsgefangenschaft haben mich die Russen besser behandelt als meine Vorgesetzten in der Wehrmacht als Soldat. Meine Frau und meine Kinder waren damals froh, als die Russen in Ostdeutschland die Ordnung und Sicherheit wiederhergestellt haben - Vor allem während des dritten Reiches sind in Deutschland viele Vergewaltigungen vorgekommen - auch an Müttern mit Kindern, sogar wenn der Ehemann Soldat an der Ostfront war. Beim Anstellen um Essensmarken wurde meine Frau wiederholt Opfer von Vergewaltigungen von rassistisch ausgesuchten Soldaten, die anscheinend vom Dienst freigestellt waren und in der Heimat gezielt Jagt auf Soldatenfrauen machten. Namen mehrerer nationalsozialistischer Geheimbünde fielen dabei. Erzählt hat mir meine Frau das alles erst nach meiner Rückkehr. Meine Frau errinnerte sich, daß 2 Wochen nach dem Einmarsch der Russen sie zum erstenmal wieder unbelästigt sich nach Essensmarken anstellen konnte und zum erstenmal gesehen hat, daß ein Vergewaltiger öffentlich erschossen wurde, einfach nur weil mehrere Frauen ihn angezeigt hatten. Viele Bekannte in den andderen Zonen französische, amerikanische und engliche) hatten mir später ähnliche Erfahrungen erzählt.

    Nur die Nazis hatten regelrechte Vergewaltigungslager betrieben und ein mit Behördenunterlagen organisiertes Netzwerk von rassistisch angeordneten Vergewaltigungen betrieben. Zu schweigen von den Konzentrationslagern, in denen junge Mädchen ja noch froh sein konnten, wenn sie zu Vergewaltigungslagern verbracht wurden - aber Vergewaltigung bleibt Vergewaltigung!

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  2. Mein Vater war während des Krieges in Weissrussland stationiert. Er hatte eine russische Freundin. Die planten sogar nach dem Krieg zu heiraten. Bis beide wegen Rassenschande denunziert wurden und die SS das Mädchen vergewaltigen lassen wollte; Die haben sie erschossen weil sie sich widersetzt hatte.

    Deswegen war mein Vater zu den Partisanen übergelaufen und hat versucht sich zu rächen. Nach dem Krieg wollte noch jemand meinen Vater vor Gericht stellen wegen Verrat und Fahnenflucht sowie Mord.

    Seit ich die Geschichte kenne weiss ich wer hier im Krieg wirklich vergewaltigt hat! Ich kann die Geschichten von den armen, von Russen vergewaltigten deutschen Frauen nicht mehr hören!

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  3. In dem deutsche Film "Das Boot" werden ja auch die Sexparties deutscher Truppen stolz dargestellt, die dabei immer vorkommenden Vergewaltigungen noch verharmlosend umschrieben. Wer die Szenen sieht, der weiss, daß die Deutschen in Frankreich auch systematisch vergewaltigt haben, und daß viele noch heute darauf stolz sind.

    Diese Vorwürfe gegen Vergewaltigungen der Russen im 2. Weltkrieg regen mich nur noch auf, vieles scheint von der Wortwahl, den Ausdrucksformen ja direkt von der deutschen Propaganda kurz vor Kriegsende abgepinnt zu sein, und dann wird es noch in deutschen Altersheimen als "Echte Geschichte" herumerzählt und verbreitet; Wobei man immer wiederkehrend die gleichen Geschichten hört, die oft auch fast wörtlich von der deutschen Propagande vor Kriegsende verbreitet wurde. Und diesen Mist findet man heute im deutschen Wikipedia als Tatsachenbeschreibung! Einfach widerlich!

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  4. Die Zahlen der Vergewaltigungen in der russischen und amerikanischen Zone können nicht direkt verglichen werden. Die Anzahl der Antragsteller nach Abtreibung wegen Vergewaltigung war in etwa gleich; Allerdings wurde in der russischen Zone überwiegend abgetrieben, während in der amerikanischen Zone aus religiös-motivierten Kreisen eine Abtreibung oft vermieden wurde; Man suchte oft unter den amerikanischen Soldaten nach jemandem, der bereit war, die Frau zu heiraten oder die Vaterschaft anzuerkennen. Dabei wurde oft der schwangeren Frau eine Ausreise in die USA versprochen, falls sie ihr Kind bekäme. Die amerikanische Propaganda stellte dies als sog. "Frauleinwunder" dar; Dies war allerdings in erster Linie eine Propagandaaktion, um die freiwilligen Listen amerikanischer Soldaten zu füllen, die zur Gründung einer Patworkfamilie bereit waren. Ärger gab es auch dabei, weil vor allem Deutsche, die von farbigen Amerikanern afroamerikanischer Herkunft ein Kind erwarteten, meist trotzdem abtreiben wollten, während Kinder weisser Väter meist in gütlichen Einigungen mit der amerikanischen Armee endeten.

    Sollte dazu auch gesagt werden!

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